„Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden.
Seid eines Sinnes untereinander.
Trachtet nicht nach hohen Dingen,
sondern haltet euch herunter zu den geringen.
Haltet euch nicht selbst für klug.
Vergeltet niemand Böses mit Bösem;
seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann.
Ist’s möglich, soviel an euch liegt,
so habt mit allen Menschen Frieden.“ (Römer 12, 15-18)
„Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden.„
Diesem Aufruf des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom in unserer heutigen Zeit und in dem konkreten Umfeld, in das wir gestellt sind, nachzukommen, ist unserer Luther-Melanchthon-Gemeinde ein zentrales Anliegen.
Wir hören diese Worte als Aufruf zur Weggemeinschaft und geistlichen Begleitung gerade auch von Menschen, die in unseren Gruppen und Kreisen sowie unseren sonntäglichen Gottesdiensten nur als ziemlich seltene Herbergsgäste einkehren, aber an Wende- und Tiefpunkten des Lebens eine Offenheit für Sinnfragen und die Deutungsangebote des christlichen Glaubens an sich entdecken.
Um die Botschaft von der liebenden Zuwendung und freien Gnade Gottes in Jesus Christus möglichst einladend und „hürdenfrei“ weitergeben zu können, bemühen wir uns um eine hinhörende und „abholende“ Gestaltung der Kasualien (Tauf-, Trau- und Trauergottesdienste), die in Formensprache und Rahmen an die individuellen Hintergründe und Voraussetzungen der Betroffenen anknüpft.
Unser Gemeindezentrum mit seinen zwei unterschiedlichen Gottesdiensträumen – der Kapelle und dem neugestalteten Kirchensaal – erleben wir dabei als hilfreichen, anvertrauten Schatz, für den wir dankbar sind.
Die Lage unseres Gemeindezentrums im sozialen Brennpunkt bringt uns in täglichen engen Kontakt mit Menschen in schwierigen Lebensverhältnissen. Das Anliegen, nicht nur die Freuden, sondern gerade auch die Belastungen unserer Mitmenschen achtsam wahrzunehmen und solidarisch mitzutragen, stellt uns aber angesichts der großen Zahl von Alleinerziehenden, Sozialhilfeempfängern und Familien mit Migrationshintergrund vor Aufgaben, für die unsere eigenen Möglichkeiten und Kompetenzen nicht ausreichen.
„Haltet euch nicht selbst für klug„
lesen wir daher als Ermahnung und Ermunterung, die eigenen Grenzen nüchtern und ehrlich einzugestehen und auch abseits bisheriger Pfade Kooperationen mit kirchlichen, aber auch nichtkirchlichen Partnern zu suchen.
Wir haben uns in den letzten 10 Jahren darum besonders neuen Eltern-Kind-Angeboten gewidmet und uns zu einem Familienzentrum entwickelt.
Die hilfreichen Angebote zur Stärkung der Erziehungskompetenz junger Familien und zur Integration benachteiligter Jugendlicher, die unsere Kooperationspartner durch ihre speziellen Kompetenzen mit ermöglicht haben, erfüllen uns mit Anerkennung und Dank.
„Ist’s möglich, so viel an euch ist, so haltet mit allen Menschen Frieden.„
Auch dieser letzte Satz unseres Bibelabschnittes ist für uns von großer Bedeutung und Alltagsrelevanz. In unserer multikulturellen Nachbarschaft, wo sich aufgrund beengten Wohnraums ein Großteil der Freizeitgestaltung insbesondere der Jugend unmittelbar „draußen vor der Tür“ in den Grünflächen abspielt, treffen ständig Menschengruppen unterschiedlicher Milieus, Nationalitäten und Altersstufen aufeinander – was nicht reibungs- und störungsfrei bleibt. Das dadurch entstehende Aggressionspotential versuchen wir durch stete Kontaktpflege und eine besonnene, deeskalierende Wahrnehmung des Hausrechts auf unserem Außengelände zu entschärfen, um mit beharrlicher Geduld für gegenseitige Rücksichtnahme zu werben und zur Gewaltprävention beizutragen.
Seit November 2016 finden in unseren Räumlichkeiten Angebote des Evangelischen Migrations-Centrums (EMC) statt.
Getragen werden wir in all unseren Bemühungen vom Vertrauen in die Zusage Jesu Christi, die als Leitspruch die Wand unseres Glockenturms schmückt:
„Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende„
(Mt 28, 20)